Nic Kühnleins Eiszeit : Winterpause einmal anders PDF  | Drucken |
Mittwoch, den 07. Februar 2018 um 16:55 Uhr

391766.jpg

Couch oder Fitnessstudio heißt meist die Wahl so manchen Fußballer in der spielfreien Zeit. Der Schreezer Keeper Nicolai Kühnlein hat da eine ganz andere Alternative parat und jagt dem schwarzen Puck auf dem Eis hinterher. Und das mit Erfolg: Mit den Honky Tonk's gewann der Schlussmann nun die Bayreuther Stadtmeisterschaft - allerdings als Feldspieler und nicht als Torwart.

 151143.jpgvon Thomas Nietner (www.anpfiff.info)

"Ohne Sport geht es bei uns Kühnleins nicht", hat Nicolai Kühnlein eine ganz einfache Erklärung, warum er im Winter die Fußballschuhe gegen die Schlittschuhe tauscht und dann auch die Rollen. Während er beim Fußball als letzter Mann stets versucht, die Tore zu verhindern, schlüpft er auf dem Eis in die Rolle des Stürmers. Und das aus gutem Grund, wie er betont: "Torwart beim Eishockey mache ich nicht! Da muss man schon eine gewisse Verrücktheit mitbringen." Dann doch lieber Stürmer. "Ab und an treffe ich auch schon mal ins Tor", schmunzelt der 24-Jährige. Bei der Bayreuther Stadtmeisterschaft war dem Kufencrack zwar nur ein Treffer vergönnt, aber dennoch reichte es für sein Team - die Bayreuther Honky Tonk's - zum Sieg. Denn hinten hielt der Ex-Hummeltalers Kai Kronau den Kasten das ganze Turnier über sauber. Das rechnet Nicolai Kühnlein seinem Team hoch an, schließlich ging es gleich zwei Mal gegen die stark besetzten Crazy Ducks. Da zahlte sich die körperliche Fitness letztendlich aus, auch wenn es im Finale nur über zwanzig Minuten ging. "Die Belastung ist beim Eishockey aber ganz eine andere. Das kann man nicht mit Fußball vergleichen", klärt der Bayreuther auf. Das wusste auch die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zu schätzen und gratulierte den frischgebackenen Stadtmeistern höchstpersönlich. Ein gemeinsames Gruppenfoto auf dem Eis durfte da natürlich nicht fehlen. Den Erfolg genießt der zuletzt nicht unbedingt erfolgsverwöhnte Schreezer Schlussmann besonders: "In der Jugend war ich beim Hallenfußball drei Mal im Finale und habe kein einziges Mal gewonnen. Beim Eishockey habe ich zwei Mal bei der Stadtmeisterschaft gespielt und gleich beide Male gewonnen."

382418.jpg

In dieser Saison läuft es noch nicht so richtig in Schreez: Da gibt es so manches zu besprechen für Nic Kühnlein (re.) und seine Teamkollegen. anpfiff.info

 

Anfänge am Finsteren Weiher

Daran könnte sich Nicolai Kühnlein gewöhnen. Aber die Eiszeit neigt sich spätestens mit dem Ende der Tigers-Saison dann im März dem Ende entgegen. "Ganz so oft spielen wir  nicht. Die Eiszeiten sind umkämpft. Das Sonntagstraining um acht Uhr früh muss ich meist weglassen", erzählt der ehemalige Saaser. So an die neun Spiele absolviert er in der Saison. Dazu kommt noch das Training, das bereits im August losgeht. Nicht immer ganz zum Gefallen der Freundin. "Für mich ist das im Winter eine schöne Abwechslung", zieht es Nicolai Kühnlein dennoch immer wieder auf das Eis, das er einst im Alter von knapp zehn Jahren erstmals selbst betrat. Das hat einen einfachen Grund: Cousin Marco Zimmermann spielte damals für den ESV Bayreuth. Da lag es beinahe schon auf der Hand, dass ihm Nicolai Kühnlein auf das Eis folgte. Die ersten Schritte unternahm er dabei auf dem Finsteren Weiher unweit des Röhrensees. Mit dabei: Bruder Michael und auch Cousin Max Kühnlein sowie die beiden Saaser Benjamin Kolb und Benjamin Schmidt. Mit der Schneeschaufel wurde einst die Natureisfläche bespielbar gemacht. Seit die Winter aber nicht mehr so streng ausfallen, musste sich der Eishockey-Fans bald eine Alternative suchen. Die fand Nicolai Kühnlein dann vor vier Jahren bei den Honky Tonk's, einer Bayreuther Hobbytruppe. "Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Das ist eher gediegen. Da gibt es keine auf die Mütze", berichtet der Bayreuther, der dabei zusammen mit dem Kanzer Yannick Kellner und seinem Cousin Max Kühnlein in einem Team spielt. Ein paar alte Haudegen wie Florian Diner, Michael Hornig und Kai Kronau ergänzen dabei die Mannschaft. Die Ausrüstung bringt dabei jeder selbst mit.

alt

Flugeinlage: Nic Kühnlein ist ein sicherer Rückhalt im Schreezer Tor. anpfiff.info

 

Mund abwischen

Aktuell muss Nicolai Kühnlein aber schon wieder doppelgleisig fahren, nachdem auch die Vorbereitung beim Fußball begonnen hat. Statt ein paar Runden auf dem Röhrensee zu drehen, heißt es ein paar Runden drum herum zu laufen. Gerade als Schlussmann ist dies nicht immer der schönste Teil des Fußballjahres. Aber der Keeper klagt nicht und zieht die Sache durch. Da konnte er sich auch vom Eishockey etwas abschauen, wo es oftmals wesentlich rauer als auf dem grünen Rasen zugeht. "Da kann man viel für den Fußball lernen", steht für ihn fest: "Da heißt es oft Mund abwischen und weiterspielen." So zieht er es der Schlussmann nun auch beim Fußball durch. "Ganz auslernen tut man beim Eishockey aber nie", sieht er hier noch Ausbaumöglichkeiten für sich, nachdem er sich das Eislaufen einst selbst beigebracht hat. Gerade aber die Koordination von Eislaufen und den Puck zu schlagen, gilt es dabei erst einmal zu beherrschen. Und auch die Belastung ist eine ganz andere. Das kann Nicolai Kühnlein nur bestätigen: "Da gibt man ein bis zwei Minuten Vollgas. Eiszeit heißt Vollbelastung!" Als Fußballtorwart geht es da meist etwas geruhsamer zu. Wenn man dann allerdings im Fokus steht, sollte man als Schlussmann hellwach sein. Die Frage, was er letztendlich lieber spielt, fällt ihm dabei jedoch schwer. Am Ende versucht er es so: "Eishockey ist reiner Spaß, beim Fußball ist der Druck schon größer. Man muss sich nur einmal die Tabelle anschauen. Beim Hockey geht es bei uns um nicht so viel. Da ist die Sache entspannter."

391759.jpg

Siegerfoto nach der Bayreuther Stadtmeisterschaft. Nicolai Kühnlein (re. unten) steuerte auch einen Treffer zum Titel bei.
Auch die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe gratulierte dem Siegerteam. anpfiff.info


"Nach Russland zieht es mich nicht!"

Ab März rückt die Tabelle dann auch wieder in den Fokus des Fußballtorwarts. Dann geht es wieder um Punkte. Und davon brauchen die Schreezer noch so manchen Zähler, wollen sie nicht erneut in der Relegation nachsitzen müssen - so wie im Vorjahr. "Noch stehen wir über dem Strich, wenn auch knapp. Aber wir haben es weiter selbst in der Hand. Relegation will ich jedenfalls nicht noch einmal spielen", findet der selbstbewusste Schlussmann klare Worte. Den Klassenerhalt will er so früh wie möglich unter Dach und Fach bringen. Aber nicht, weil er im Juni der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft hinterherreisen will, so wie schon bei den letzten Turnieren. "Nach Russland zieht es mich nicht", schaut sich Nicolai Kühnlein die Spiele dieses Mal lieber vor dem Fernseher an, obwohl er bislang - wenn es die Entfernung zuließ - kaum ein Turnier verpasste. Ob Wien, Warschau oder Bordeaux - irgendein Weg führte immer hin. Wie auch immer. So manche abenteuerliche Geschichte kann er dabei von seinen Fahrten mit seinem Bruder Michael oder anpfiff.info-Kultreporter Andreas Bär erzählen. Nun heißt es aber erst einmal, sich auf die Rückrunde zu konzentrieren.

 

alt

 

"Ich war damals noch nicht so weit!"

Und in die geht Nicolai Kühnlein dieses Mal als unumstrittene Nummer eins bei den Schreezern. Das war nicht immer so. Im ersten Jahr bei den Orange-Schwarzen erwischte es ihm früh in der Saison erst am Innenband und dann riss er sich die Bänder im Fuß, so dass er es nur auf sechs Saisonspiele brachte. In der Vorsaison setzte Trainer Basti Knop sowohl auf Routinier Andreas Chlistalla als auch auf den jüngeren Herausforderer. Nachdem der langjährige Schreezer Keeper nunmehr für den Ligakonkurrenten aus Seybothenreuth im Kasten steht, ist Nicolai Kühnlein bei den Schreezern gesetzt. Mittlerweile sieht er sich auch schon wesentlicher weiter als noch vor ein paar Jahren, als er einst als junger Schlussmann in Hummeltal an Stammtorwart Daniel Großmann nicht vorbeikam. "Vielleicht war ich damals einfach noch nicht so weit", reflektiert sich der Torwart selbst: "Da habe ich mir immer wieder Leichtssinsfehler geleistet." Erfahrung spielt für ihn daher eine große Rolle als Torwart. Auf eine gute Ausbildung kann er allemal verweisen, nachdem er mit der Saaser Jugend in der Bezirksoberliga spielen durfte und in der Saison 2012/13 gegen Buch ein paar Minuten Luft in der Landesliga schnuppern durfte. "Beim Torwart macht das Alter viel aus. Mittlerweile treffe ich andere Entscheidungen als früher und schreie auch nicht mehr so viel herum. Ich sehe das Spiel nunmehr mit anderen Augen und bin ruhiger geworden", gibt Nicolai Kühnlein nunmehr oft den Fels in der Brandung bei den Schreezern. Das wirkt sich auch auf die Hintermannschaft aus. Eine Entwicklung, die auch der Konkurrenz nicht entgangen ist. Ein verlockendes Angebot lehnte Nicolai Kühnlein daher in der Winterpause ab. "Hartplatz ist als Torwart nicht so toll. In Schreez trainiert es sich auf Rasen viel schöner", fühlt sich der Schlussmann bei den Orange-Schwarzen pudelwohl. Nur zu einem Spiel mit vier Kühnleins auf dem Platz wird es dagegen wohl nicht mehr kommen, nachdem Cousin Alexander nunmehr seit dieser Saison in Seybothenreuth spielt, Cousin Max die Fußballschuhe nach einem Motorradunfall an den Nagel gehängt hat und auch Bruder Michael aus beruflichen Gründen oft in Ingolstadt weilt. Einst vereint sie dann aber alle vier: Die Liebe zum Sport - zum Fußball sowie zum Eishockey.

391755.jpg

Wien, Warschau, Bordeaux: Wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt, waren die Brüder Nicolai (li.) und Michael Kühnlein in den letzten Jahren meistens live vor Ort dabei. Nur nach Rußland verschlägt es beide in diesem Jahr nicht. anpfiff.info

 

csm_Anpfiff_Logo_web_60faf69469.jpg

 

Comments are now closed for this entry