Topspiel hat langes Nachspiel: Pfaffenberger: „Es geht mir nicht um den Punkt!" PDF  | Drucken |
Dienstag, den 27. Oktober 2020 um 20:08 Uhr
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Das Spitzenspiel machte seinem Namen alle Ehre. So fasste der Schreezer Berichterstatter Michael Kilders vor einem Jahr das 3:3-Unentschieden im Topspiel zwischen der Mistelgauer Reserve und den Orange-Schwarzen zusammen. Letztendlich entschied jedoch das Sportgericht jene Partie. Und selbst ein Jahr nach der Begegnung ist die Sache noch lange nicht vom Tisch.
 
Von Thomas Nietner (www.anpfiff.info)
 
Zumindest nicht für Günter Pfaffenberger. Ein Jahr zieht sich der Schriftverkehr mit dem Bayerischen Fußball-Verband mittlerweile. Selbst einen Anwalt hat der 2. Schreezer Vorstand eingeschaltet. Ein Ende ist jedoch selbst mit juristischer Unterstützung nicht in Sicht. Deswegen geht der Schreezer nun an die Öffentlichkeit. Um seinem Verein möglichen Ärger zu ersparen, nimmt er sogar seinen Hut und tritt mit sofortiger Wirkung nach vielen Jahren aus der Vorstandschaft zurück.
 
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Die Schreezer um Kaptiän Alexander Kolb (orange) wollen sich den abgezogenen Punkt auf dem Spielfeld wieder zurückholen. anpfiff.info
 
„Sollte hier ein Fehler vorliegen, dann einer des Verbandes“

Dabei drehte sich einst alles nur um einen jungen Nachwuchskicker, der seine ersten Schritte im Seniorenbereich beim A-Klassisten machen wollte. Der Youngster hatte sich im September 2019 von der JFG Hummelgau abgemeldet, um sich den SV Schreez anzuschließen. Der Kicker erweist sich seitdem als Volltreffer und war auch im Topspiel gegen die Mistelgauer Reserve erfolgreich. Bis dahin war eigentlich alles eine Erfolgsstory – bis eine Woche später das ganze Nachspiel begann. Der Wechsel des damals 18-Jährigen zieht seitdem weite Kreise. Denn aufgrund eines Hinweises eines Nachbarvereins bekam der SV Mistelgau offenbar von einem Wechselfehler Wind. Der Vorwurf: Der Youngster hatte zu jenem Zeitpunkt keine Spielfreigabe, zumal die schriftliche Zustimmung der JFG hierfür zudem nicht vorlag. Und auch die Frage des Sonderspielrechts war auf einmal Thema, nachdem die Schreezer keine eigene A-Jugendmannschaft stellen. Dabei ist dies aber Grundlage eines A-Juniorenspielers – so sehen es zumindest die Statuten des BFV vor. Das teilt der Verband den Orange-Schwarzen so aber erst wenige Tage nach dem Topspiel mit. Das ist aber das Kuriosum für Günter Pfaffenberger: „Wir hätten den Spieler nie einsetzen können, wenn er im BFV Online-Tool nicht als spielberechtigt angezeigt worden wäre.“ Von daher gingen die Schreezer davon aus, dass der A-Jugendliche folglich auch spielberechtigt war. „Sollte hier ein Fehler vorliegen, dann einer des Verbandes“, so Günter Pfaffenberger. Denn schließlich hatte er sich bereits im Vorfeld bei der BFV-Passstelle in München Auskunft eingeholt, wie der Wechsel abzuwickeln ist. „Da wurde mir signalisiert, dass dem Einsatz des Spielers nichts im Wege steht“, erzählt der Schreezer Vorstand. Davon will man beim Verband nunmehr aber nichts mehr wissen. Die dreiseitige Stellungnahme des 1. Vorstands Siegfried Reuschel bleibt ohne Erfolg. Das Spiel wird mit 2:0 für die Mistelgauer Reserve gewertet.

 

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Liegt mit dem BFV im Klinsch: Günter Pfaffenberger
anpfiff.info

Persönliche Strafe

„Darum geht es mir mittlerweile gar nicht mehr. Den Punkt holen wir uns auf dem sportlichen Weg wieder zurück“, stört sich Günter Pfaffenberger mittlerweile an etwas ganz anderem. Denn in dem Urteil brummt der Verband erst dem A-Klassisten unter Berufung auf § 77 Abs. 1 RVO eine Geldstrafe in Höhe von 150 € wegen dem unzulässigen Spielereinsatz auf und dann noch einmal in gleicher Höhe Günter Pfaffenberger persönlich als Mannschaftsverantwortlichen. Als Grundlage stützt man sich hier in München auf Absatz zwei des Paragraphen. Für Günter Pfaffenberger ein Unding: „Eine Strafe eines Sportgerichts gegen eine Privatperson ist schon sehr zweifelhaft. Der Verband will bloß nicht zu seinem eigenen Fehler stehen.“ Günter Pfaffenberger holt sich juristische Unterstützung und schaltet einen Anwalt ein. Der eröffnet noch im November 2019 mit der Berufung den Schriftverkehr. „Die Unrichtigkeit war für den Verein und meinem Mandanten nicht erkennbar“, argumentiert der Anwalt. Damit nimmt das Verfahren weiter Fahrt auf. Denn nun geht es darum, ob und bis wann der Spieler im Online-Tool als spielberechtigt hinterlegt war. Da gehen die Meinungen auseinander. Nach dem Ausdruck des Schreezer Trainers Andreas Schwedler war dies noch vor dem besagten Spiel der Fall. Das Sportgericht stützt sich dagegen auf einen Ausdruck, auf dem das offenbar nicht so ist.

 

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Ist sich sicher, dass die Freigabe für den Spieler vorlag: Andreas Schwedler
anpfiff.info

Ein Jahr keine Reaktion

Der Fall liegt nun seit Jahresbeginn beim Bezirkssportgericht. Fünf Anfragen hat der Anwalt von Günter Pfaffenberger bereits gen Bamberg gerichtet. Antwort hat Günter Pfaffenberger von dort bis heute – trotz Fristsetzung – nicht erhalten. Für den Schreezer quasi der Gipfel der Frechheit: „Man stellt sich taub, ist abgetaucht und versucht offenbar, Gras über den eigenen Fehler wachsen zu lassen. Wohl wissend, dass ein kleiner Verein gegen den mächtigen Verband das Nachsehen hat.“ Um Schaden von den Orange-Schwarzen abzuwenden, nimmt Günter Pfaffenberger nun seinen Hut. Dabei war der Schreezer seinem Verein über Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen verbunden. Seine Reaktion ist nachvollziehbar. Fragt sich, ob der Verband – der sich das Ehrenamt und die Zusammenarbeit mit der Basis auf die Fahne schreibt – hier mit seiner Vorgehensweise nicht mehr Schaden angerichtet hat als ein 18-Jähriger, der einfach nur bei seinem Heimatverein Fußball spielen wollte – und nicht mehr. Für Günter Pfaffenberger beantwortet sich das ganz einfach: „Der Verband macht keine Fehler und taucht dann ein Jahr einfach ab!“ So macht die schönste Nebensache der Welt jedenfalls keinen Spaß.

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